Spazieren

Von Anfang an bin ich mit Nico spazieren gegangen und wir haben beide viel dabei gelernt.

Meine größte Lernerkenntnis war, nicht automatisch alles vom Vortag als gegeben hinzunehmen.

War es an einem Tag unproblematisch Nico allein vom Stall wegzuführen, wollte er am nächsten Tag vielleicht nicht.

Ist Nico gestern mit angemessenem Tempo und Abstand neben mir gelaufen, musste ich heute schauen, dass ich nicht über den Haufen gerannt wurde.

Jeder Tag war komplett neu und ich habe versucht, jeden Tag auch als solchen zu sehen. Ohne Vorurteile, aber auch ohne Erwartungen.

Natürlich haben wir uns gegenseitig besser kennen gelernt und die Reaktionen des Anderen waren nicht mehr vollkommen unerwartet. Auch wenn darin die Gefahr der „self fulfilling prophecy“ liegt.

Auf unseren Spaziergängen haben Nico und ich die Umgebung erkundet und unzählige Bauarten von Hochständen und Holzstapeln begutachtet.

Nicht nur einmal hat Nico auf dem Weg beschlossen, dass er für heute genug hat. Er ist stehen geblieben und keinen Schritt weiter gegangen. Im Hinterkopf bei mir natürlich der Gedanke, dass ein Pferd das nicht zu machen hat. Dann die weit sinnvollere Überlegung, dass wenn ich mit einem Freund spazieren bin, der auch jederzeit den Wunsch äußern kann, umzukehren.

Es gab auch Tage, an denen hat es einfach nicht gepasst. Wir sind zwar losgegangen, aber es war so unharmonisch, dass keiner dran Spaß hatte.  Wenn alle Versuche von selbst zur Ruhe zu kommen, gemeinsame Pausen, Geschicklichkeitsaufgaben am Weg … nicht geholfen haben, haben wir kehrt gemacht und sind zurück gegangen. Wir haben dann gemeinsam etwas anderes “zu Hause” gemacht oder es einfach gut sein lassen für den Tag.

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